Aktivitäten des Vereins "Kunstraum Alte Schule e.V."


 Die grünen Titel sind Inhaltsangaben und keine Links zu den Themen auf dieser Seite.

 

Inhalt dieser Seite:

 

1. Aktivitäten von 2016 bis 2018

 

2. Florian Neuner stellt sein Buch Drei Tote vor 9.2.2018

 

3. Rainer Komers zeigt "Barstow, California" 15.3.2019

 

4. Ausstellung "Verbindung" Bilder von Doris Schöttler-Boll 28.6. bis 12.7. 2019

 


Aktivitäten von 2016 bis 2018

Der Verein Kunstraum Alte Schule e.V. setzt sich für den Erhalt des schutzwürdigen Schulgebäudes und für eine weitere kulturelle Nutzung im Sinne von Doris Schöttler-Boll ein.

Aus diesem Grund lud der Verein am 3. Mai 2017 zu einer Bürgerversammlung über die Zukunft des vom Abriss bedrohten Atelierhauses am Äbtissinsteig ins Grend ein.

Inhalt des Treffens war ein Sachstandsbericht zur Lage des Atelierhauses, ein Rückblick auf die bisherige kulturelle Nutzung und eine Vorstellung von Architekturentwürfen von Erhard Becker, Georg Ruhnau, Peter Brdenk und Christiane Voigt.

Bei der gut besuchten Veranstaltung stellte die Architektin Christiane Voigt einen Entwurf vor, der neben einer Neubebauung den Erhalt des Schulgebäudes und eine weitere kulturelle Nutzung vorsah.

 

Visualisierung : Contur 2, Architektur, Stadtplanung Christiane Voigt
Visualisierung : Contur 2, Architektur, Stadtplanung Christiane Voigt

 

Während der Bürgerversammlung wurde darauf hingewiesen, dass ein Investor gefunden wurde, der das Atelierhaus kaufen, erhalten, denkmalgerecht renovieren und der Kultur zur Verfügung stellen wollte. Sogar über eine Stiftung wurde nachgedacht.

Die Architektin Christiane Voigt hat im Auftrag des Investors einen Bebauungsvorschlag erstellt, der als Kompromiss zwischen der kulturellen Nutzung und der von der Politik geforderten Wohnbebauung gesehen werden kann. Vorgesehen waren 26 barrierefreie Wohnungen (inklusive Sozialwohnungen) und der Erhalt der Alten Schule als Öffentlichkeits- ort für Kunstveranstaltungen im Sinne von Doris Schöttler-Boll. Auch die Flüchtlingshilfe, die das Erdgeschoss des Hauses nutzt, sollte bleiben.

 

Informationsveranstaltung über die Zukunft der Alten Schule im Grend am 3. Mai 2017 (Foto: Michael Hage)
Informationsveranstaltung über die Zukunft der Alten Schule im Grend am 3. Mai 2017 (Foto: Michael Hage)

 

Nachdem von der Stadt Essen keine positive Reaktion auf das Angbot des Investors kam und Desinteresse deutlich wurde, zog sich unser Investor enttäuscht zurück.

Der Abriss des Hauses wurde wahrscheinlicher, weil es für die meisten Investoren attraktiver ist, das alte Haus abzureißen und Neubauten zu errichten.

 

Überraschend fand sich ein weiterer Investor, eine Firma aus der Designbranche, der das Gebäude denkmalgerecht sanieren, mit seinen Mitarbeitern einen Teil des Gebäudes selbst nutzen und eine Etage der Kultur zur Verfügung stellen wollte. Die Wohngebäude sollten jetzt von der Awo realisiert werden. Aber auch hier berief sich die Stadtverwaltung auf die festgelegte Verfahrensdauer und war trotz der Dringlichkeit nicht bereit, das Verfahren zu beschleunigen.

Auch dieser Investor zog sich enttäuscht zurück und verlagerte seinen Firmensitz mit 50 Mitarbeitern nach Velbert.

 

Der Abriss des Atelierhauses schien jetzt so gut wie sicher. Umso überraschender kam der Beschluss im Planungsausschuss, die Ausschreibung des Grundstückes zu stoppen.

In einer neuen Ausschreibung soll festgelegt werden, dass das Gebäude erhalten bleibt.

Auf dem Grundstück ist jetzt eine Kita mit zwei Gruppen und Wohnraum geplant.

Fänden sich in dem Konzept Räume für unseren Kunstverein, wären wir doppelt glücklich: über den Erhalt des Hauses und die kulturelle Nutzung.

Offenbar haben die Protestaktionen - die Bürgerversammlung im Grend und beiden Lichterkettendemonstrationen vor dem Gebäude am Äbtissinsteig - dazu beigetragen, dass eines der ältesten, stadtteilprägenden Gebäude in Steele erhalten bleibt. 

Auch das einstimmige Votum des Kulturbeirates der Stadt Essen für den Erhalt des Hauses hat sicherlich zu dieser positiven Wende geführt.

 

Das Video entstand spontan in der Ausstellung von Anne Berlit "Verdichtung durch Abriss - wie wollen wir in Zukunft leben" im Haus der Begegnung am Weberplatz.

 

"Unsere Stadtviertel verändern immer mehr ihr Gesicht. Häuser mit Geschichte und Charakter werden allerorts abgerissen und durch Wohngebäude ersetzt, die sich wie ein Ei dem anderen gleichen." schreibt die NRZ in einem Artikel über die Ausstellung. Ich besuchte die Eröffnung im ehemaligen Haus der Begegnung und entdeckte das Atelierhaus Alte Schule auf einer Glasscheibe. Anne Berlit hat vom Abriss bedrohte Häuser in Essen auf Glasscheiben gezeichnet und sie auf Fließbänder gestellt. Wenn die Besucher an der Kurbel drehen, fallen die sie am Ende herunter und werden zerstört - wie die echten Häuser. Eigentlich wollte Anne Berlit ihre Installation im Atelierhaus Alte Schule am Äbtissinsteig in Steele zeigen, wo Doris Schöttler-Boll mit Vortragsreihen, Kunstprojekten, Exkursionen, Lesungen, Aufführungen und Filmveranstaltungen wirkte und damit das Haus zu einem besonderen Ort für Kunst- und Kulturinteressierte gemacht hat. Nach dem Tod von Doris Schöttler-Boll will die Stadt das Gebäude verkaufen – Abriss zu Gunsten neuer Wohnbebauung ist wahrscheinlich. „Die Stadt sagte mir, so eine Ausstellung würde die Verkaufsverhandlungen stören, weil sie Öffentlichkeit herstellt“, berichtet Anne Berlit.

Bilder der Aktivitäten von 2016 bis 2018

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Lesung

Florian Neuner Drei Tote

 

Am 9. Februar 2018 stellte Florian Neuner sein neues Buch Drei Tote in den Räumen der Steeler Bürgerschaft im Stadtgarten Essen-Steele vor.

Der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Link hielt einen Einführungsvortrag.

 

Da das Atelierhaus Alte Schule weiterhin gesperrt bleibt, hat uns die Steeler Bürgerschaft Räume im Steeler Stadtgarten zur Verfügung gestellt. Die Lesung wurde in der Tradition der PPP-Veranstaltungen von Doris Schöttler-Boll gestaltet:

Nach der Lesung gab es eine Möglichkeit zum Gedankenaustausch mit Getränken und kleinen Speisen.

 

Der Eintritt zu der Lesung war frei.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Florian Neuner:

Drei Tote

Verlag Peter Engstler

ISBN 978-3-941126-99-2

112 S., 16.-€

 

www.engstler-verlag.de

 

 

Es ist ein Kampf. Gegen Krankheiten. Gegen die Stadt Essen. Gegen drohende Altersarmut. Gegen den Alkohol. Gegen das Vergessen. In der grausigen Dunkelkammer Deutschland.

 

Drei Tote: Das ist eine Künstlerin, die mit ihren großformatigen Collagen zu einer ganz

eigenen feministischen Position gefunden hatte, ehe Kunstvermittlung und soziokulturelles Engagement in den Vordergrund traten, Kunst und Lebenspraxis verschwammen. Das ist ein Vertreter der konkreten Poesie, der als Linguist an einer Universität lehrte und darob als literarischer Autor zunehmend in Vergessenheit und Isolation geriet, ohne freilich seinen Glauben an die neoavantgardistische Literatur zu verlieren. Das ist schließlich ein Musiker, dessen Arbeit als Komponist aufgrund seines publizistischen Engagements und seines Alkoholismus letztlich zum Erliegen kam.

 

Florian Neuner, geb. 1972 in Wels, lebt in Berlin und gibt gemeinsam mit Ralph Klever die

Zeitschrift Idiome. Hefte für Neue Prosa heraus.

 

 

Weitere Publikationen (Auswahl):

Gemeinsam mit Thomas Ernst Herausgabe der Anthologien Europa erlesen. Ruhrgebiet,

Klagenfurt 2009 und Das Schwarze sind die Buchstaben. Das Ruhrgebiet in der Gegenwartsliteratur , Oberhausen 2010.

 

Bücher (Auswahl):

Und käme schwarzer Sturm gerauscht, Linz u.a. 2001,

Jena Paradies, Klagenfurt/Wien 2004,

China Daily, Wien 2006,

Zitat Ende. Prosa, Klagenfurt/Wien, 2007,

Ruhrtext. Eine Revierlektüre , Klever Verlag, Wien 2010,

Satzteillager, Klever Verlag Wien 2011,

gemeinsam mit Rainer Riehn Herausgeber von Heinz-Klaus Metzger: Die freigelassene Musik. Schriften zu John Cage, Klever Verlag, Wien 2012,

Inseltexte, Klever Verlag, Wien 2014

 

 

Bilder von der Lesung

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Barstow, California

Am 15. März 2019 stellte Rainer Komers im Steeler Stadtgarten seinen mit dem Arte Dokumentarfilmpreis ausgezeicheten Dokumentarfilm vor.

 

„Meine Haut fühlt sich warm und lebendig an, diesen September in San Quentin. Als wäre ich eine Eidechse, die sich auf einem großen Stein sonnt. Das sagt die Stimme des Dichters und Häftlings Spoon Jackson, während wir auf Landschafts-bilder der sonnendurchtränkten Mojave-Wüste in Kalifornien schauen. Der Film BARSTOW, CALIFORNIA (der Geburtsort von Spoon Jackson) ist sowohl ein ergreifendes Portrait der kalifornischen Wüste und des in ihr eingeschriebenen Lebens als auch eine Begegnung mit Jackson, der seit 1977 in zahlreichen Gefängnissen in lebenslanger Haftstrafe einsitzt. Komers lässt Jackson Passagen aus dessen Autobiographie verlesen, die wir im Off hören, ohne ihn selbst je ins Bild zu bringen. Stattdessen sehen wir eine virtuose und überraschende Kollage von kinematographisch eindrucksvollen Landschafts- bildern der Gegend, in der Jackson seine kurze Kindheit und Jugend verbrachte. Diese wird uns mitunter vorgestellt von zwei der 14 Brüder Jacksons, die in Freiheit leben und Auskunft geben über eine Familiengeschichte, die geprägt ist von Armut, Gewalt, Einsamkeit und Rassismus. All das wird verhandelt, ohne je ins Zentrum gerückt zu werden: So entsteht ein Bild von Spoon Jackson aus kleinen und kleinsten Teilen, die nie zu eindeutig, nie zu klar, nie zu einfach sich zueinander fügen und gerade darin den Mensch wie den Ort zum Schillern bringen.“

                                                                                  Auszug aus der Begründung der ARTE-Jury

Rainer Komers

 

Geboren 1944 in Guben. Filmstudium an der Kunstakademie Düsseldorf, Meisterschüler. Filmprojekte in Alaska, Indien, Japan, Jemen, Kalifornien,Lettland und Montana.

2014 Retrospektive VideonaleScope.2015 Goethe-Stipendiumin der Villa Kamogawa, Kyoto. Preise in Kanada, Frankreich, Polen und USA. Regie, Kamera, Word art, Texte. Lebt in Berlin und Mülheim an der Ruhr.

 

 

Filme (Auswahl):

 

2211 Büttel (1976), Zigeuner in Duisburg(1980), 480 Tonnen bis Viertel vor zehn (1981), Die Sterne der Heimat (1985), Erinnerung an Rheinhausen (1989), Lettischer Sommer (1992), Ofen aus (1995), Ein Schloß für alle (1997), Hugo Meyer (1998), B224 (1999), NH2 (2004), Nome Road System (2004), Kobe (2006), Ma’rib (2007), Milltown, Montana (2009), Seseke classic (2010), 25572 Büttel (2012), Ruhr Record (2014), Ruhrurbia (2015),Daugava Delta (2015), Kursmeldungen (2017), Barstow, California (2018).

 

 

Bilder von der Veranstaltung

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Verbindung - Doris Schöttler-Boll

Mehrfachbelichtungen und Fotocollagen der 2015 verstorbenen Künstlerin vom 28.6. bis zum 12.7.2019 in der Galerie im Steeler Stadtgarten.

 

 

 

Doris Schöttler-Boll - sagt der Name Ihnen etwas? Erinnern Sie sich an die Frau mit den dunkelroten Locken? Was für eine Frage, wer ihr einmal begegnet ist, vergisst sie eigentlich nicht. Sie war eine bemerkenswerte Erscheinung in unserem Stadtteil Steele, weltoffen und bodenständig zugleich, klug und humorvoll.

 

Heute, fast vier Jahre nach ihrem Tod, ist es an der Zeit, die Erinnerung an diese ungewöhnliche Frau und ihr kreatives Wirken wach zu halten. Sie hat alle Türen und Fenster des Atelierhauses Alte Schule geöffnet und sorgte für ordentlichen Durchzug im Elfenbeinturm der Kunst. Gleich, ob sie zu Ausstellungen, Vorträgen oder Aktionen im Garten einlud.

 

Eine kleine Ausstellung mit Fotoarbeiten der Künstlerin ist nun vom 28. Juni bis 12. Juli 2019 zu Gast inden Räumen der Steeler Bürgerschaft, Am Stadtgarten 1, und bietet Gelegenheit, noch einmal mit ihrem Werk in Verbindung zu treten. Die Tieftöner eröffnen die Ausstellung mit Live-Musik. Zur Band gehört unter anderem Johannes Brackmann vom Grend. Zur Finissage am 12. Juli wird der Wiener Schriftsteller Florian Neuner aus seinem Roman Drei Tote lesen. Auch er nimmt Bezug zu Begegnungen mit der Künstlerin.

 

Warum findet die Ausstellung im Steeler Stadtgarten statt? Der eine Grund ist, dass Schöttler-Boll als Mitglied eng mit der Steeler Bürgerschaft verbunden war. Der andere, dass das Atelierhaus AlteSchule im Steeler Rott, Wirkungsort und Lebensmitte der Beuys-Schülerin, seit ihrem Tod tiefer und tiefer in eine Art Dornröschenschlaf fällt. Die Fassade ist rissig, die Pflanzen im Garten wuchern ohne Schnitt, der Eingang ist verriegelt und umzäunt.

 

Es gibt bei diesem städtischen Gebäude eine Vorgeschichte von 25 Jahren mit Plänen zur neuen Nutzung der ehemaligen Pestalozzi-Schule. Ideen wechselten und reichten vom Aufbau einer Künstlersiedlung bis zur Schleifung und raubten der Künstlerin die Kraft. Abriss hätte die Vernichtung ihres Lebenswerks bedeutet. Investoren wurden gesucht und gefunden, dann Pläne wieder verworfen. Die Flüchtlingshilfe Steele nutzte später einige Räume als Zwischenlösung.

 

Zwar ist Abriss des historischen Hauses durch einen Ratsbeschluss im April letzten Jahres abgewendet, aber seine Wiederbelebung dauert. Es soll hier eine Kita und Wohnraum entstehen und vielleicht doch noch irgend etwas mit Kunst. Der Verein Atelierhaus Alte Schule, den Schöttler-Boll gründete, hat lange für den Erhalt der Alten Schule als Ort der Kunst und Kommunikation gekämpft und will weiter machen. „Fände sich nach dem Umbau ein Raum für den Kunstverein“, sagt der zweite Vorsitzende und Videokünstler Erwin Wiemer, „wären wir glücklich. Doch allein der Erhalt des historischen Hauses ist ein Gewinn für das Stadtbild.“ „Zunächst heißt es aber, an die Künstlerin zu erinnern und an das, was sie in Steele mit ihren Veranstaltungen bewegt hat“, meint Erwin Wiemer und zeigt im Rahmen der Ausstellung Multimedia-Arbeiten, die im Umfeld der Alten Schule entstanden sind.

 

„Schöttler-Boll hatte das Ziel und die Gabe, die Menschen zusammenzubringen - egal, wo sie herkamen, ob sie reich oder arm waren, jung oder alt, Professorin oder Harzer. Sie suchte nicht nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern nach maximaler Übereinstimmung“, so Grete Lavier – mit Doro Hülder, eine der Organisatorinnen der Ausstellung.

 

                                                                                                                                  Text: Grete Lavier

Bilder von der Ausstellung

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